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"Schau, die anderen sind so brav ..."


Die zweijährige Maja ist mit ihrer Mama beim Augenarzt. Die Kleine schielt und mit langwierigen Untersuchungen soll herausgefunden werden, was die Ursache dafür ist. Nach 1 1/2 Stunden, in denen Mutter und Kind von einem Untersuchungszimmer ins nächste geschickt wurden, werden die beiden noch einmal ins Wartezimmer gebeten, wo sie auf den Abschlussbericht warten müssen. Maja ist müde. Die letzten Stunden waren sehr anstrengend, außerdem ist Zeit für ihren Mittagsschlaf. Sie wird zusehends grantiger, wirft sich auf den Boden, schlägt nach ihrer Mutter und schreit immer lauter. Der Mutter ist es unangenehm, dass sich, wie sie vermutet, die anderen Patienten gestört fühlen. Sie schimpft mit ihrer Tochter und meint schließlich: “Schau, die anderen Kinder sind so brav, nur du bist so bös. Mit dir muss man sich dauernd genieren.“


Hilft es, in diesem Moment auf „gute Vorbilder“ zu verweisen?


Maja war beim Augenarzt schon lange Zeit sehr kooperativ. Sie hat die Untersuchungen ohne Probleme mitgemacht. In der beschriebenen Situation scheint Maja offensichtlich überfordert zu sein, sie braucht eine Pause.


Wenn sich das eigene Kind auf den Boden wirft, kann es schwierig und unangenehm für Eltern werden, wenn sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen oder sie gerade selbst nicht besonders belastbar sind.


Häufig verschlimmert sich durch bloßes Schimpfen eine Situation: Das Kind wird wütender, lässt sich weniger beruhigen und auch seitens der Eltern wird es schwieriger, nicht „die Nerven zu verlieren“. Dabei gilt es das kindliche Bedürfnis im Auge zu behalten, um für eine Lösung zu sorgen. Häufig werden in einer solchen Stresssituation auch Dinge gesagt, die Eltern im Nachhinein bereuen, wie das bei Majas Mutter in diesem Beispiel der Fall ist.


Majas Mutter könnte in der Situation das Bedürfnis ihrer Tochter ansprechen und dafür sorgen, dass sich Maja ausruhen bzw. schlafen kann. Vielleicht lässt sich der Termin für den Abschlussbericht nach hinten verschieben. Einem Kind in diesem Alter sollte man so lange Wartezeiten ersparen und gewisse Tagesabläufe wie Mittagsschlaf sollten verlässlich eingehalten werden.


Weder der Vergleich mit anderen Kindern noch die Bewertung von Majas Verhalten ist zur Beruhigung eines so ein kleinen Kindes sinnvoll.


Haben auch Sie Erfahrungen mit schwierigen Situationen mit Ihren Kindern oder Teenagern gemacht? Würden Sie gerne herausfinden, wie solche und ähnliche Situationen gewaltfrei gelöst werden können?


Wenn Sie merken, dass Sie in einer belastenden Situation mit Ihrem Kind an Ihre Grenzen kommen und Gefahr laufen, dass die Situation eskaliert, Sie Ihrem Kind weh tun oder es kränken und beleidigen könnten, zögern Sie bitte nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen.


Wir vermitteln Methoden und Austausch mit Expert*innen in unseren Vorträgen und Elternseminaren.

Wir beraten Sie und finden mit Ihnen Lösungen!


Österreichischer Kinderschutzbund Wien – T: 0677 619 817 20 Mail: verein@kinderschutz.at


Dieser Blog - Artikel stammt aus unserer Broschüre: Ist das schon Gewalt?


Herausgeber/Eigentümer/ Verleger: Österreichischer Kinderschutzbund Wien, T: 0677 619 817 20, verein@kinderschutz.at; www.kinderschutz.at und Vereinigung Österreichischer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten,

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