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Lucy beißt

Die zweijährige Lucy ist auf dem Spielplatz und in der Kindergruppe schon bekannt. Wenn sie morgens in die Gruppe gebracht wird oder nachmittags mit ihrer Mama auf den Spielplatz kommt, sieht man schon die Bestürzung der anderen Mütter/Väter an deren erschreckten Gesichtern, die nichts anderes signalisieren als: „Hilfe, jetzt kommt Lucy!“


Lucy ist als „Beißmonster“, so wurde sie schon tituliert, bekannt. Ihre Mama hat schon „alles versucht“, um ihr das Beißen abzugewöhnen. Eine Zeitlang ging sie nicht mehr mit ihr auf den Spielplatz, weil ihr das Verhalten ihrer Tochter peinlich war. Kaum war sie wieder mal dort, marschierte Lucy schnurstracks zu einer Sandkastenfreundin und biss zu.


In der Folge versuchte ihre Mutter, ihr beizubringen, sich zu entschuldigen: Sie nahm Lucys Händchen und führte es mit Streichelbewegungen über den Kopf des „Opfers“ mit den Worten: „Lieb sein, nur streicheln.“ Mit dem Erfolg, dass Lucy das nächste Kind erst biss und dann streichelte.


Ihr Vater meint, sie müsse kapieren, dass ein Biss den Kindern weh tut und beißt Lucy „eh nur leicht“ in den Unterarm, als sie wieder mal auf einen Spielkameraden losgeht. Daraufhin weint die Kleine bitterlich und schluchzt lange vor sich hin.

„Bissig“ ist sie danach trotzdem noch.


Kann Lucy auf diese Weise einen friedlichen Umgang mit anderen Kindern erlernen?


Dieses Beispiel zeigt uns, wie das Mädchen mit dem Namen Lucy von zweifellos bemühten Eltern in die passende Form gebracht werden soll. Letztlich weist das Beißverhalten auf einen inneren Druck hin, der sich immer einen Weg nach außen bahnt, wenn nicht konstruktiv gegengesteuert wird. Dieser Druck kann vielerlei Ursachen haben, die durch intensive Beobachtung des Kindes geklärt werden müssen, um richtig reagieren zu können. So könnte beispielsweise die Unfähigkeit des Kindes, Wünsche zu verbalisieren, ein Auslöser sein, oder das Beißverhalten könnte als eine Reaktion auf mangelnde Aufmerksamkeit dem Kind gegenüber gedeutet werden.


In jedem Fall ist diese Auffälligkeit eine Botschaft und der Weg zu einem geänderten Verhalten führt immer über eine Entschlüsselung der kindlichen Beiß-Botschaft.



Haben auch Sie Erfahrungen mit schwierigen Situationen mit Ihren Kindern oder Teenagern gemacht? Würden Sie gerne herausfinden, wie solche und ähnliche Situationen gewaltfrei gelöst werden können?


Wenn Sie merken, dass Sie in einer belastenden Situation mit Ihrem Kind an Ihre Grenzen kommen und Gefahr laufen, dass die Situation eskaliert, Sie Ihrem Kind weh tun oder es kränken und beleidigen könnten, zögern Sie bitte nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen.


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Österreichischer Kinderschutzbund Wien – T: 0677 619 817 20 Mail: verein@kinderschutz.at


Dieser Blog - Artikel stammt aus unserer Broschüre: Ist das schon Gewalt?


Herausgeber/Eigentümer/ Verleger: Österreichischer Kinderschutzbund Wien, T: 0677 619 817 20, verein@kinderschutz.at; www.kinderschutz.at und Vereinigung Österreichischer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten,

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