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AutorenbildÖKSB - Wien

Dürfen Erwachsene so tun, als ob sie ein Kind allein lassen?

Helene ist müde

Eine Kindergruppe macht einen Ausflug. Die dreijährige Helene weigert sich weiterzugehen, setzt sich auf den Boden und jammert: „Trag mich, ich mag nicht mehr.“ Der Betreuer der Kindergruppe versucht es mit Argumenten: „Schau, wenn ich dich trage, wollen es alle anderen auch und das schaffe ich nicht.“ Als Helene dennoch trotzig sitzen bleibt, schickt er die anderen Kinder mit der zweiten Betreuerin voraus, versteckt sich selbst hinter einem Baum und wartet, bis das Mädchen aus Angst und Panik zu weinen beginnt und schließlich den anderen hinterherläuft.


Ist es in Ordnung, das Kind ein wenig Angst und Panik erleben zu lassen, wenn man ohnehin in der Nähe bleibt und das Kind beaufsichtigt ist?


Angst und Panik sind für Kinder nie positive Begleiter.


Für Helene wäre es in dieser Situation wichtig gewesen, wäre ihr Wunsch bzw. ihr Bedürfnis aus ihrer Perspektive thematisiert worden. Bevor also der Betreuer erklärt, wieso das Tragen nicht möglich ist, könnte er dem Mädchen die Möglichkeit einräumen, sich zu äußern: „Du willst also nicht mehr. Ist es dir zu viel?“ So würde Helene aktiv entsprechend ihrem Bedürfnis wahrgenommen, sie bekäme die Möglichkeit zu sagen, was in ihr vorgeht, und ihre Kooperationsbereitschaft könnte durch dieses Entgegenkommen womöglich gestärkt werden. In der Folge könnte der Wunsch von Helene auch mit den Teilnehmer*innen der Gruppe gemeinsam besprochen werden, wobei verschiedene Optionen dargelegt werden könnten.


In vielen Alltagssituationen ist oft keine Zeit, um genau auf alle Bedürfnisse von Beteiligten einzugehen. Hier kann Klarheit seitens der Betreuer*innen helfen, wenn sie den Schutzbefohlenen einsichtig vor Augen führen, dass manchmal Entscheidungen notwendig sind, um der Gruppe Sicherheit zu geben. In unserem Beispiel wird Helene in ihrer Angst und Panik alleine gelassen.

Sie erlebt die Situation als Bedrohung und als Entsolidarisierung und das ist mit Sicherheit keine gute Option.


Haben auch Sie Erfahrungen mit schwierigen Situationen mit Ihren Kindern oder Teenagern gemacht? Würden Sie gerne herausfinden, wie solche und ähnliche Situationen gewaltfrei gelöst werden können?


Wenn Sie merken, dass Sie in einer belastenden Situation mit Ihrem Kind an Ihre Grenzen kommen und Gefahr laufen, dass die Situation eskaliert, Sie Ihrem Kind weh tun oder es kränken und beleidigen könnten, zögern Sie bitte nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen.


Wir vermitteln Methoden und Austausch mit Expert*innen in unseren Vorträgen und Elternseminaren.

Wir beraten Sie und finden mit Ihnen Lösungen!


Österreichischer Kinderschutzbund Wien – T: 0677 619 817 20 Mail: verein@kinderschutz.at


Dieser Blog - Artikel stammt aus unserer Broschüre: Ist das schon Gewalt?


Herausgeber/Eigentümer/ Verleger: Österreichischer Kinderschutzbund Wien, T: 0677 619 817 20, verein@kinderschutz.at; www.kinderschutz.at und Vereinigung Österreichischer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten,

Tel.: 0676/933 35 36, office@voepp.at; www.voepp.at



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