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Die Busfahrerin

von Vincent Cuvellier und Candice Hayat (2003)
Verlag: Jungbrunnen, Wien und München

» Sie stinkt, sie ist eklig, und sie hat eine große Nase. « Benjamin fährt jeden Tag mit Yvette zur Schule, mit Yvette, der Busfahrerin, über die wilde Gerüchte kursieren. Wie, dass sie eigentlich gar keine Frau, sondern ein Mann sei . Eines Tages verschläft Benjamin im Bus und muss dann mit Yvette seinen Tag verbringen, weil ihn seine Eltern nicht abholen können. Als Kind habe ich mir oft Gedanken gemacht über Leute, die ich täglich getroffen habe, aber kaum mehr als mal ein Grußwort wechselte. Leute an der Haltestelle, die zur selben Zeit die Straßenbahn benützten oder die Wurstverkäuferin beim Konsum.

Da war zum Beispiel die Frau, die sommers wie winters weiße seidenglänzende Handschuhe überzog, wenn sie in der Straßenbahn die Haltegriffe berührte. Ich hab sie mir immer in eine vornehme, luxuriöse Wohnung gedacht, mit Dienstboten und so. Das Alltägliche als Projektionsfläche für Fantasien, das gelingt Vincent Cuvellier mit »Die Busfahrerin« zu beschreiben. Dabei erfährt Yvette keine großartige Veränderung, sie bleibt weitgehend unfreundlich, stellt auch ihr Tagesprogramm nicht um, nur weil sie mit einem kleinen Jungen unterwegs ist.

Benjamins Fragen, seine Gegenwart allein reichen aus, um ihre Verschlossenheit aufzubrechen. Und als er am Abend dieses Tages von Yvette nach Hause gebracht wird, hat er mehr geschenkt bekommen als nur den Aal, den sie gemeinsam gefangen haben. Er weiß jetzt, dass Yvette ganz anders ist, als alle sagen.

Karin Dobler

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