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AutorenbildÖKSB - Wien

Gib der Oma ein Bussi


Melanie ist zwei Jahre alt. Alle paar Wochen besuchen ihre Eltern mit ihr die Großeltern mütterlicherseits. Sie wohnen 500 km entfernt, daher ist ein häufigerer Besuch nicht so leicht möglich. Die Großeltern freuen sich immer sehr auf das Kommen ihrer Enkelin. Bei ihrem letzten Treffen vor acht Wochen fing Melanie gerade an zu plaudern. Außerdem gab sie ihnen schon kleine feuchte Bussis zum Abschied. Nun sind die Großeltern gespannt, was Melanie in der Zwischenzeit alles dazugelernt hat. Sie haben den jungen Leuten versprochen, die Kleine am Wochenende zu betreuen, damit die beiden einmal etwas alleine unternehmen können. Doch gleich die Begrüßung ist eine Enttäuschung für alle. Als die Oma Melanie auf den Arm nimmt, schreit die Kleine sofort los, lässt sich auch von den Bemühungen, sie abzulenken, nicht beruhigen und streckt ihre Ärmchen nach Mama und Papa aus. Ihre Eltern sind schon zum Kaffee mit Freunden verabredet und reden auf sie ein: „Nun sei aber lieb zu Oma und Opa; stell dich nicht so an. Gib der Oma ein Bussi, sonst ist sie traurig...“


Wessen Willen ist in dieser Situation wichtiger?


Diese Frage impliziert ein Machtverhältnis, mit einem klaren Ansatz, wer in dieser Situation gewinnen solle. Ganz klar ist jedoch zu sagen, dass Melanie der Oma kein Bussi geben muss, wenn sie dies nicht möchte. Aufgrund der großen räumlichen Distanz zu den Großeltern ist anzunehmen, dass Melanie noch nicht an diese gewöhnt ist. Einerseits könnten Melanies Eltern in Erwägung ziehen sie mitzunehmen, andererseits könnte man mit den Großeltern in Kontakt bleiben und abwarten ob sich Melanie nach Verabschiedung der Eltern umgehend beruhigen lässt oder ob diese weiter weint. Es sollte nicht das Ziel sein, Melanie, um jeden Preis bei den Großeltern abzugeben, wenn die Eltern noch andere Optionen zur Verfügung haben. In vielen Fällen lassen sich Kinder schnell beruhigen, wenn die Eltern sodann außer Haus sind, vorausgenommen, es wird ihnen viel Aufmerksamkeit und Zuwendung geschenkt.


Wie gut haben die Eltern und Großeltern das zweijährige Mädchen auf diese neue Situation vorbereitet? Es ist wohl nicht nützlich, das kleine Mädchen anzuhalten, etwas zu tun, wofür es im Moment nicht in der Lage ist. Es wäre wichtig, mit den Eltern und Großeltern darüber zu sprechen.


Hier gilt es primär auf die Bedürfnisse des Kindes zu achten und ihnen Rechnung zu tragen, auch wenn die Großeltern das Kind nicht so oft sehen können.


Haben auch Sie Erfahrungen mit schwierigen Situationen mit Ihren Kindern oder Teenagern gemacht? Würden Sie gerne herausfinden, wie solche und ähnliche Situationen gewaltfrei gelöst werden können?


Wenn Sie merken, dass Sie in einer belastenden Situation mit Ihrem Kind an Ihre Grenzen kommen und Gefahr laufen, dass die Situation eskaliert, Sie Ihrem Kind weh tun oder es kränken und beleidigen könnten, zögern Sie bitte nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen.


Wir vermitteln Methoden und Austausch mit Expert*innen in unseren Vorträgen und Elternseminaren.

Wir beraten Sie und finden mit Ihnen Lösungen!


Österreichischer Kinderschutzbund Wien – T: 0677 619 817 20 Mail: verein@kinderschutz.at


Dieser Blog - Artikel stammt aus unserer Broschüre: Ist das schon Gewalt?


Herausgeber/Eigentümer/ Verleger: Österreichischer Kinderschutzbund Wien, T: 0677 619 817 20, verein@kinderschutz.at; www.kinderschutz.at und Vereinigung Österreichischer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten,

Tel.: 0676/933 35 36, office@voepp.at; www.voepp.at



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