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AutorenbildÖKSB - Wien

Als wäre Firat gar nicht da


Der zehnjährige Firat bekommt seit einigen Wochen schlechtere Noten als gewohnt.

Sein Klassenlehrer hat den Eltern erklärt, dass dringend was getan werden müsse, da Firat sonst seiner Ansicht nach nicht für den Eintritt in ein Gymnasium geeignet ist. Firat‘s Mutter macht sich große Sorgen um seine Zukunft und erzählt ihrer besten Freundin am Telefon von seinen Noten und dem Gespräch mit dem Lehrer. Firat sitzt daneben und hört mit an, wie seine Mutter über ihn spricht: “Der ist so faul in letzter Zeit, schreibt nur noch Dreier und Vierer, auch sein Lehrer hat gesagt, dass es so nicht weitergehen kann. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich glaub, ihm ist das alles egal. Er zuckt nur die Schultern, wenn ich mit ihm rede.“


Wie wird sich Firat wohl fühlen, wenn in seiner Gegenwart über ihn gesprochen wird, als wäre er nicht da?


Es tut gut, wenn man jemanden zum Reden hat, wenn es Probleme gibt. Elternsein ist neben Arbeit und anderen Verpflichtungen häufig eine zusätzliche Herausforderung. Es kann auch vorkommen, dass man nicht mehr weiterweiß und überfordert ist, wie das bei Firat’s Mutter der Fall sein könnte.


Für Firat‘s schlechtere Noten gibt es mit Sicherheit einen Grund. Wenn beispielsweise Erwachsene in der Arbeit nicht motiviert sind, hat es ebenfalls bestimmte Ursachen.

Vielleicht gibt es Schwierigkeiten im persönlichen Bereich, vielleicht fehlt es aber auch an Wertschätzung der Arbeit durch Vorgesetzte und Kolleg*innen.


Niemand hört gerne, dass er oder sie faul oder demotiviert ist. Auch für Firat ist dies nicht angenehm. Es wird ihm nicht helfen, mit seiner Situation konstruktiv umzugehen bzw. wieder zu besseren Noten zu kommen.


Irgendwas scheint Firat zu beschäftigen bzw. zu belasten. Bestimmt hat Firat’s Mutter schon das Gespräch mit ihm gesucht. Hat er dabei ausreichend Zeit und Raum bekommen auszudrücken, was derzeit schwer für ihn ist?


Oder ist es in den Gesprächen mehr darum gegangen, dass sich die Situation wieder zum Besseren verändern muss? Haben vielleicht auch sein Vater oder andere Bezugspersonen mit ihm darüber gesprochen?


Es ist kränkend und beschämend für ein Kind, wenn es in seiner Gegenwart negativ bewertet wird. Es ist anzunehmen, dass Firat sich entsprechend erniedrigt fühlt. Es geht hier offensichtlich um eine seelische Notsituation, die die Mutter nicht ausreichend wahrnimmt. Anstatt mit ihrem Sohn einfühlsam zu kommunizieren, spricht sie mit ihrer Freundin in seiner Anwesenheit über ihn und das ist für den Burschen in Bezug auf eine allfällige Problembewältigung auf jeden Fall kontraproduktiv.


Haben auch Sie Erfahrungen mit schwierigen Situationen mit Ihren Kindern oder Teenagern gemacht? Würden Sie gerne herausfinden, wie solche und ähnliche Situationen gewaltfrei gelöst werden können?


Wenn Sie merken, dass Sie in einer belastenden Situation mit Ihrem Kind an Ihre Grenzen kommen und Gefahr laufen, dass die Situation eskaliert, Sie Ihrem Kind weh tun oder es kränken und beleidigen könnten, zögern Sie bitte nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen.


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Österreichischer Kinderschutzbund Wien – T: 0677 619 817 20 Mail: verein@kinderschutz.at


Dieser Blog - Artikel stammt aus unserer Broschüre: Ist das schon Gewalt?


Herausgeber/Eigentümer/ Verleger: Österreichischer Kinderschutzbund Wien, T: 0677 619 817 20, verein@kinderschutz.at; www.kinderschutz.at und Vereinigung Österreichischer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten,

Tel.: 0676/933 35 36, office@voepp.at; www.voepp.at



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